
Rauchen
Auch wenn die Zahl der regelmäßig rauchenden Personen in den letzten Jahren stark zurückgegangen ist, sind es immer noch viel zu viele, die damit den „Genuss“ vor ihre Gesundheit stellen. Österreich liegt dabei mit 25 % der Bevölkerung ab 15 Jahren im Mittelfeld, es gibt also durchaus noch Luft nach oben. Zwar wissen die meisten Raucherinnen und Raucher ohnehin, dass ihr Laster schädlich ist, doch scheint noch viel Aufklärungsarbeit vonnöten zu sein. Um hier ein paar Fakten zu erläutern und Möglichkeiten aufzuzeigen, dem Glimmstängel Lebewohl zu sagen, haben wir Herrn Mag. Lämmerhofer, ApoLife Apotheker aus Bischofshofen, zum Interview gebeten.
Herr Mag. Lämmerhofer, warum rauchen Menschen eigentlich?
Der Tabakkonsum an sich ist mehrere Tausend Jahre alt, die Blätter der Pflanze wurden schon von den Maya-Priestern in Südamerika zu kultischen Zwecken verwendet und damals auch als Saft konsumiert. Nach Europa kam das Rauchen erst im 15. Jahrhundert, praktisch als Mitbringsel der Seefahrer, und verbreitete sich sehr rasch. Zunächst wurde der Tabak übrigens nur in der Pfeife, als Kau- und Schnupftabak konsumiert, die Zigarette trat ihren Siegeszug erst 200 Jahre später an. Dafür verantwortlich war vor allem das Suchtpotenzial des enthaltenen Nikotins aus der Tabakpflanze.
Ist Nikotin auch für die gesundheitlichen Schäden verantwortlich?
Natürlich stellt diese Substanz eine Komponente dar, die dem Körper auf Dauer physiologisch schadet, die weit größere Gefahr lauert allerdings in den vielen der Zigarette sonst noch beigemengten Zusätzen. Dabei handelt es sich um rund 600(!) unterschiedlichste Stoffe, wie Feuchtigkeits- und Konservierungsmittel, oder Substanzen, die das Rauchen schmackhafter und angenehmer machen. Insgesamt inhaliert man bei jedem Zug etwa 4.000 Stoffe, von denen viele giftig oder krebserregend sind. Dazu gehören Stickstoffoxide, Kohlenmonoxid, Schwermetalle, Nitrosamine und noch einige mehr.
Wie wirkt sich das konkret auf die Gesundheit aus?
Zum Teil ganz entscheidend! Untersuchungen haben gezeigt, dass beispielsweise das Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken, bereits bei schwachen Rauchern mit weniger als 10 Zigaretten pro Tag 15-mal höher ist als bei Menschen, die nicht rauchen. Konsumiert man regelmäßig mehr als 40 Zigaretten, also zwei Päckchen täglich, steigt diese Gefahr gegenüber Nichtrauchern auf das 60-Fache an! So wurde ermittelt, dass sich die Lebenserwartung einer regelmäßig rauchenden Person im Durchschnitt um 12 Jahre reduziert.
Aber Lungenkrebs ist ja nicht das einzige Risiko, oder?
Selbstverständlich nicht. Die verschiedenen Gefahren, die Rauchern drohen, kann man mittlerweile seit einigen Jahren sogar anhand der drastischen Bilder auf Zigarettenpackungen und anderen Tabakwaren sehen. Häufige Krankheiten, die durch das Rauchen begünstigt werden, sind chronische Atemwegserkrankungen, wie COPD, die chronisch obstruktive Lungenerkrankung, Arteriosklerose und daraus resultierend Herzinfarkt oder Schlaganfall. Darüber hinaus werden mit den Jahren Gefäßerkrankungen der Extremitäten, etwa das sogenannte Raucherbein, begünstigt. Das Gros der Krankheiten ist jedoch im Bereich von kanzerösen Veränderungen zu finden. Hier sind vor allem Zungen-, Mundhöhlen- und Speiseröhrenkrebs zu nennen.
Eine große Gefahr stellt der Nikotinkonsum auch in der Schwangerschaft dar, da hier Missbildungen im Mutterleib auftreten können. Beim Mann hingegen sind Erektionsstörungen, Impotenz und Unfruchtbarkeit mögliche Folgen des regelmäßigen Rauchens. Darüber hinaus gibt es noch viele weitere Erkrankungen, die durch die schädlichen Stoffe in Zigaretten und anderen Tabakprodukten begünstigt werden.
Hat man als Raucherin bzw. Raucher ein lebenslang erhöhtes Risiko?
Das hängt ganz vom jeweiligen Konsumverhalten ab. Wer jahrelang mehrere Päckchen pro Tag raucht, schädigt den Körper selbstverständlich auf Dauer. Allerdings besitzt der Organismus hier ein erstaunliches Regenerationsvermögen. So sinkt das Herzinfarktrisiko bereits nach 24 Stunden und nach zwei Jahren Abstinenz gleicht es sich wieder dem Niveau von Nichtrauchern an. Bei Lungenkrebs sieht es ähnlich aus, wenngleich es länger dauert. Hier halbiert sich das Risiko nach fünf Jahren ohne Glimmstängel, Zigarre oder Pfeife. Es zahlt sich also immer aus, mit dem Rauchen aufzuhören, wenngleich es natürlich alles andere als einfach ist.
Ein guter Punkt. Wie kommt man los vom Nikotin?
Wie bei jeder anderen Sucht verlangt der Körper und ebenso der Kopf nach dem Stoff, den er gewohnt ist und der ihm – scheinbar – guttut. Rauchen aktiviert nämlich das Belohnungszentrum im Gehirn, was man als angenehm wahrnimmt. Das Gefühl des Mangels sowie auch echte körperliche Entzugserscheinungen sorgen dafür, dass es unheimlich schwer ist, davon loszukommen. Ganz wesentlich dabei ist der unbedingte Wille, aufzuhören. Bei manchen ist dieser so stark, dass sie von einem Tag auf den anderen das angebrauchte Päckchen links liegen lassen, bei anderen hingegen dauert es länger und ist ohne Hilfsmittel bzw. Unterstützung praktisch fast unmöglich.
Welche Dinge können zum Erfolg beitragen?
Will man mit dem Rauchen aufhören, stehen einem mehrere Möglichkeiten offen. Es sollte aber immer das individuelle Rauchverhalten berücksichtigt werden. Eine bewährte Methode stellt das Zuführen von Nikotin durch Ersatzpräparate dar, ohne zugleich schädliche Rauchinhaltsstoffe aufzunehmen. Ganz wesentlich dabei – es muss mit einer ausreichend hohen Dosis begonnen werden, die dann ganz langsam immer weiter verringert wird. Als Nikotinersatzprodukte gibt es Pflaster, Kaugummis, Tabletten, Inhalatoren oder Nasensprays. Letztere sind jedoch als einziges Ersatzprodukt verschreibungspflichtig. Falls diese Mittel alle nicht ausreichen, stehen Entwöhnungsmedikamente auf Rezept zur Verfügung.
Als sehr effektiv haben sich auch andere Methoden erwiesen, die in Kombination mit den medikamentösen Therapien zum Einsatz kommen. So können Akupunktur, Hypnose, Entspannungstechniken, Psycho- und Gruppentherapie ebenfalls zum Erfolg führen. Das Wichtigste dabei ist auf jeden Fall der eigene Wille, sein Leben in diesem Punkt ändern zu wollen.