Borreliose – Zeckengefahr
„Die Zecken sind los!“ heißt es mittlerweile schon wieder in ganz Österreich. Die kleinen Blutsauger sind jedoch nicht nur lästig, sondern übertragen gefährliche Krankheiten, gegen die man sich nur bedingt schützen kann.
Kein Biss
Obwohl es häufig zu hören ist – die Zecke besitzt keine Beißwerkzeuge und kann deshalb gar nicht beißen. Sie verfügt vielmehr über einen Stechapparat, wobei sie die Haut ihres Opfers zuerst einritzt, um dann mit einem Stechrüssel in den Körper einzudringen. Um ein ungestörtes Saugen zu gewährleisten, injiziert das Tier Stoffe, die sowohl eine betäubende als auch eine gerinnungshemmende Wirkung haben. Im Zuge dessen können mehrere Arten von Erregern von der Zecke auf den Menschen übertragen werden. Neben der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), gegen die es allerdings eine Schutzimpfung gibt, ist vor allem die Lyme-Borreliose zu nennen, die 1976 in den USA – im Ort Lyme – erstmals beschrieben wurde. Hier beobachtete man nach Zeckenstichen vermehrt Gelenkentzündungen. Die Erreger selbst wurden jedoch erst 1981 identifiziert: eine spezielle Bakterienart, die Borrelien!
Eine Erkrankung und die Folgen
Laut einer Studie der Medizinischen Universität Wien sind in Österreich rund 30 Prozent aller Zecken mit Borrelien „verseucht“, allerdings muss man sich nicht unbedingt auch infizieren. Die Übertragung erfolgt nämlich erst 24 bis 48 Stunden nach dem Stich – eine Zeitspanne, in der man den Parasiten vielfach selbst bemerkt. Trotzdem erkranken laut der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) zwischen 25.000 und 70.000 Menschen pro Jahr an Lyme-Borreliose. Das erste Anzeichen der Erkrankung ist bei über 80 Prozent der Betroffenen das sogenannte „Erythema migrans“, auch „Wanderröte“ genannt. Diese ringförmig verlaufende Hautrötung mit hellem Zentrum und mindestens fünf Zentimetern Durchmesser bildet sich wenige Tage nach dem Zeckenstich und ist bis zu einem Monat sichtbar. Sie bleibt bei vielen Menschen das einzige Symptom, wird aber manchmal von Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen sowie geschwollenen Lymphknoten begleitet.
Leider kommt es bei rund zehn Prozent der Infizierten nach Wochen oder Monaten zu einer erneuten Erkrankung, die dann das Nervensystem betrifft. Die Neuro-Borreliose äußert sich durch brennende Schmerzen, welche von einer Entzündung der Rückenmarkshäute und Nervenwurzeln ausgelöst werden. Sie sind vor allem nachts unerträglich und können mit weiteren Nervenbeschwerden bis hin zur Gesichtslähmung, einer Fazialisparese, einhergehen. Ebenso kann es zu einer Herzmuskelentzündung (Myokarditis) oder Gelenkentzündungen (Arthritis) kommen. Wird eine Borreliose nicht behandelt, treten charakteristische Hautschädigungen an den Innenseiten von Armen und Beinen, an der Nase, den Fingern oder Zehen auf. Die Haut wird extrem dünn und verfärbt sich bläulich. Man spricht hier von einer Acrodermatitis.
Was kann man tun?
Die effektivste Vorbeugung wäre natürlich, die Zecke gar nicht erst stechen zu lassen, also nach jedem Spaziergang Kleidung sowie Körper inklusive Kopfhaut nach vermeintlichen Blutsaugern abzusuchen. Eine Zecke sticht nämlich fast nie sofort, sie sucht sich dafür oft stundenlang ein geschütztes Plätzchen und in dieser Zeit kann man sie leicht entfernen. Erst durch den Stich mit ihrem widerhakenbesetzten Saugrüssel verbindet sie sich mit dem Opfer, dann aber ist Vorsicht geboten. Vom alten Hausmittel Öl sollte man unbedingt Abstand nehmen, denn die Zecke gerät in Panik und gibt dabei mehr Erreger in die Wunde ab. Dieselbe negative Wirkung hat ein Zerquetschen des Tieres, also am besten eine spezielle Zeckenzange verwenden, die Sie in Ihrer ApoLife Apotheke ebenso bekommen wie Tipps zum fachgerechten Entfernen. Erfolgt dieses binnen sechs Stunden nach dem Stich, ist die Gefahr einer Borrelien-Infektion sehr gering. Danach die Einstichstelle desinfizieren und in den folgenden Tagen beobachten, ob sich nicht doch ein kreisrunder Ausschlag bildet.
Tritt dieser auf, bitte umgehend ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen, selbst wenn Sie vielleicht schon früher an Borreliose erkrankt waren, denn eine durchgemachte Infektion verleiht leider keine Immunität. Auch ist – im Gegensatz zu Hunden, für die es eine Impfung gibt – für den Menschen keine Schutzimpfung verfügbar. Das Positive: Borreliose ist nicht ansteckend und kann somit nicht weiter übertragen werden.
Die Diagnose erfolgt zunächst durch den Ausschlag. Ist die Wanderröte klar erkennbar, braucht es keine weiteren Verfahren. Sollte diese fehlen, was auch der Fall sein kann, gibt eine Blutuntersuchung Aufschluss darüber, ob Antikörper gegen Borrelien vorliegen. Um z. B. in einem späten Stadium ganz sicherzugehen, kann unter Umständen eine Untersuchung des Liquor, also des Nervenwassers im Rückenmarkskanal, erforderlich sein. Vielfach ist die Diagnose jedoch gleich am Anfang klar und die Behandlung kann sofort beginnen. Eine Borreliose lässt sich gut mit Antibiotika behandeln, wobei meistens Doxycyclin zum Einsatz kommt. Die Einnahme erfolgt über einen Zeitraum von zwei bis drei Wochen, allerdings ist in Einzelfällen eine längere Behandlung sowie die Verabreichung von Infusionen nötig.
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